Oder entdecken Sie die imposante Bergwelt Makepardoniens. Erfahren Sie die endlosen krötalischen Küsten. Wellnässen Sie Ihren Körper in den Seen Kakerlakiens. Erholen Sie sich aktiv auf den Sportanlagen Ballbaniens. Erleben Sie die Aufrichtigkeit der Menschen von Kriechenland. Verlieren Sie sich in den Kornkammern Bulguriens. Entdecken Sie die friedlichen Ecken Korupmäniens.
Und fühlen
Sie sich hier auch immer ein bisschen wie zu Hause. Wie dort, wo Sie und alles
herkommen. Erinnern Sie sich ans heimische Konsumalien.
Geben Sie
sich der Einfachheit hin. Erfreuen Sie sich an alten Quitäten am Strassenrand.
Schärfen Sie Ihr Auge für das kleine Lidl-Säcklein neben dem Ginsterbusch.
Sammeln Sie hemmungslos Botanibierdosen unter blühenden Alcatrazien. Kaufen Sie
Ihren persönlichen Plastiknapf im albernanischen Strassenladen. Lassen Sie sich
faszinieren von den dem Erdboden angeschmiegten Streusiedlungen der
auslaufenden Hänge. Bewundern Sie die Schlichtheit der Blech- und
Backsteinarchitektur. Lauschen Sie dem lautlosen Sickern der Grabenbächlein.
Öffnen Sie Ihr Gemüt für das bleichgebräunte Lächeln eines Jünglings oder
Mütterchens. Folgen Sie den Spuren der frenetischen Fingerabdrücke Ihrer
Heimat. Zählen Sie die Renaults und VW`s, die Audis und BMW`s.
Sachlich:
Schweiz ab 12.4. – Dann Italien – Slowenien – Kroatien – Montenegro – Albanien
– Mazedonien – Griechenland. Vorläufig.
Jetzt (27.
4.) Chalkidiki. Auf Sithonia, dem mittleren Finger. Auf dem westlichen hat`s zu
viele Wochenend-Siedlungen, und auf dem östlichen hat`s zu viele männliche
Mönchssiedlungen. Der mittlere ist OK.
Doch scheinbar
muss man noch auf mehr Fremde warten, bis es sich für die Griechen lohnt, ihre
legendäre Sonne hervorzuholen.
So beschäftigt
man sich mehr mit dem Suchen des Lecks im Wohnwagendach oder dem
Reparieren(-Wollen) des Heizungsthermostats oder der Wartung des Fäkalientanks.
Oder mit den mitgebrachten Grappa-Flaschen. (Ouzo muss man sich ja nicht mehr
antun.) Karelia sind hier keine Frauenbinden, sondern günstige Cigaretten. Und viel
schlafen. – It`s a man`s world.
5.5.:
Langweiliges Nordgriechenland. Nur das Wetter ist spannend: Wann wird es
endlich warm? Wie lange bleiben die dunklen Regenwolken?
Warum ist es
langweilig? Man sieht kaum Menschen. In den toten Käffern ein paar alte Männer.
Stavroupoli,
der Ort in der Nähe, hat einen Dorfplatz und so etwas wie eine Seele. Und das
Herz dazu?
Wenigstens
habe ich mein Fussball-Herz kurz gespürt beim heissen Cappuccino-Trinken: In
der Kneipe hängt (als einziges) ein schwarzweisses Mannschaftsfoto von PAOK
Thessaloniki aus dem Jahr 1953. Dieses beehre nicht mich und mein Geburtsjahr,
sondern einen der Spieler, den rot kolorierten, „schau, der da draussen mit dem
Chäppi“. Geredet hat er nicht – auch nicht über Fussball. Dafür ein anderer,
ein Jüngerer im Schlabberanzug. Er sei Fan von Olimpiakos. Und von Barcelona
und von ManU und von Juventus. Von den Stärksten halt. Wäre ja auch absurd,
hier Fan zu sein von Erfolglosen.
Dann nochmal
ein Platz am Meer, südlich von Xanthi. Ein langer Strand, bevölkert nur von
zwei magern Hunden. Und sporadisch von zwei ausdauernden Fischern. Ein Tag lang
blauer Himmel und warme Sonne. Die wenigen fehlenden Schritte, um mir eine
auslaufende Welle um die Füsse spülen zu lassen, mache ich nicht. Frauen und
Sportler wären reingesprungen: „Das Meer, das Meer!“
Das
dahinterliegende Dorf ist gepflegt und still. Nette Menschen schenken mir ein
Brot und bedanken sich. Wofür? Für den Besuch. Eine Frau spricht Deutsch und
rät, sich hier ein Haus bauen zu lassen. Dies hätten einige Deutsche getan.
„Mit tausend Euro Rente bist du König hier!“ (Und wenn du mehr springen lässt,
hast du ganz Griechenland und schreibst „Merkel“ an die Gartenpforte.)
8.5. :
Bulgarien Süd, Rodopi-Gebirge. Idyllisch. Bewaldete Berge, Dörfli kleben an den
Hängen, überall kleine Äcker und Gärten, die Setzlinge glänzen im Sonnenlicht
um die gebückten Mütterchen herum, überall weidende Kühe, ein Auto in der
Wiese, arg beschädigt, das einem Pferdefuhrwerk nicht ausweichen konnte,
Scherben und ein Schuh auf der Fahrbahn, die Mitfahrerin sitzt am Wiesenbord,
der Fahrer zückt sein Handy, der Bauer hat keins, und das Pferd wartet
teilnahmslos an seinem Wagen. Alle paar Kilometer eine Wasserstelle am
Strassenrand, zum Teil schön herausgeputzt und mit Becher ausgerüstet, ab und
zu zeigt sich ein stolzes Minarett („I am here!“). Im Tal ein kleiner Fluss, ein
älterer Mann im Trainer spricht Türkisch und stellt sich als Imam vor, er holt
gerade seine Kühe heim, bald darauf knipst er den Schalter des Lautsprechers an
und verkündet, was alle schon begriffen haben. Da es nirgendwo WiFi gibt, hoffe
ich, er gibt dann auch noch die Fussball-Resultate der Super League durch.
Die
folgenden zwei Tage weiter nordwärts – über den ersten Pass (Rozen) nach
Plovdiv – über den zweiten (Trojan) nach Lovec. Von dort nach Ruse und über die
Donaubrücke („No two Euro, six Euro, big car!“) nach Rumänien.