Ausser
man klaut es.
Die drei
Brombeer-boys, die ich von den Bergen zum Zirkus gebracht habe, sind ein
interessantes Studienobjekt. Einer ist der Chef, einer ist ein schweigsamer und
unbeholfener Mitläufer, und einer ist ein
mitdenkender und zupackender Arbeiter. Ob sie bleiben oder nicht, hängt vom
Chef ab, der auf der „Dichtung-und-Wahrheit-Skala“ schwierig einzuordnen ist.
Könnte sein, dass er damit liebäugelt, auf einfachere Art zu mehr Geld zu
kommen als dies im Zirkus möglich ist.
Wie viel
gedruckter Unsinn auf T-shirts herumgetragen wird, erstaunt kaum mehr. Man
gewöhnt sich daran. Ob die Leute ohne Englisch-Kenntnisse überhaupt wissen, was
für „messages“ sie durch die Welt tragen? Die junge Frau wohl schon, auf deren
vollbusiger Vorderseite „Good girls love bad boys“ steht. Aber wie ist es mit
dem armen Schlucker, der sich die Aufschrift „Earn it – nothing is free“ aus
der Kleidersammlung gezupft hat und auf seinem holprigen Pferdewagen eine Kiste
Bier nach Hause chauffiert? Während mir das Wort „zynisch“ durch den Kopf geht,
kommt mir ein anderer – nicht mehr ganz sicheren Schrittes – entgegen, mit
einem doofen Bild und den Worten „Real Life“ auf der Brust. Klar, dass er mich
um eine Zigarette bittet. Kein Geld, sein Vater sei im Gefängnis, weil er den
Liebhaber seiner Mutter erstochen habe. Ich schaue ihm nach. „Good fathers kill
bad lovers“ steht auf seinem Rücken. Oder halluziniere ich in der Mittagshitze?
Keine
Halluzination ist, dass die drei Jungs den Zirkus durch den Hintereingang
verlassen haben. Und dass dem Arbeiter, mit dem zusammen sie im Wagen
untergebracht waren, sein Erspartes fehlt. Davon werden sie drei Wochen leben
können. Und dann? „Steal more – it`s free“.