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Sonntag, 27. Juli 2014

Romania, drum bun !

Der Gute-Wünsche-Formeln sind gar viele in Rumänien.






Ich wünsche diesem Land, was mir hier Hunderte von Malen von Menschen und auf Ortsende-Tafeln gewünscht worden ist: „Drum bun“. Gute Fahrt. Wörtlich: Guter Weg. Rumänien ist eine grosse Baustelle. Das habe ich auch sehr oft gelesen. „Drum in lucru“.
Am letzten Tag in der letzten Stadt sehe ich ein Schild, das ich noch nie angetroffen habe. „Lass dich nicht auf Bettler ein! Gib ihnen nichts! – Kampagne zur Bekämpfung der Bettelei“. Und gerade fünf Minuten vorher hat mich ein über 30-Jähriger angebettelt mit der Begründung, seine Eltern seien tot, er sei allein und müsse allein zu sich schauen. Weitere Schilder – die üblichen – folgen: Wie weit es zum nächsten „Kaufland“ sei, dass man für „Lidl“ rechts abbiegen müsse, und dass „Auchan“ wirklich alles für alle habe.

„Drum bun“ wünsche ich speziell auch Cosmin. Er tingelt jetzt seit bald drei Wochen als Chauffeur in Frankreich und Deutschland herum. Manchmal lade ich Geld auf sein Handy, damit er Loredana erzählen kann, dass er Hunger habe und vom Chef grosszügige 30 Euro für die nächsten Wochen überwiesen bekommen habe. Und damit er sein weinendes und ihn vermissendes Töchterchen trösten kann. Vorgestern habe ich den Chef angerufen und ihn gefragt, ob ich Teilhaber der Firma werde, wenn ich seinem Chauffeur Geld fürs Essen überweise… Etwa so. Er hat aufgehängt.
Solche Geschichten haben aber nicht nur den „Oh, ihr lieben, armen Leute“-Aspekt. Dass Loredana mit Anca zu ihrem Vater geht, weil nichts mehr im Haus ist, ist die eine Seite. Er lebt in einem armseligen Häuschen und hat ein wenig Kartoffeln und Kohl. Dass sie aber nach ein paar Tagen nicht mehr klar kommen zusammen und sie wieder zurück geht, ist die andere Seite: Man ist unfähig, sich gegenseitig zu unterstützen. Wenn einer etwas hat, ist er willkommen, wenn er etwas braucht, ist man sich selber am nächsten.
„Helfe in Not geratenen Familienmitgliedern nicht! Schicke sie weg! – Kampagne zur . . .“

Viele Schilder stehen neuerdings in Gheorgheni. Um den Zirkus – „meinen Zirkus“ – herum:

„Zirkus bis auf weiteres behördlich geschlossen“
„Arbeiter verlangte nach Monaten einen Lohnanteil“
„Direktion gab nichts“
„Arbeiter ging zur Polizei“
„Steuer- und Arbeitsamt reagieren“
„Zirkus muss wegen Abklärungen schliessen“
„Übrige Arbeiter verlieren dadurch tägliches Taschengeld“
„Klagender Arbeiter musste vor ihnen fliehen“
„Fuhr ohne Geld mit Zug nach Hause“
„Erhält am nächsten Tag 300 Euro überwiesen“
„Erhält auch reuige Telefonanrufe“
„Erhält ebenso Morddrohungen von den Arbeitskollegen“

„Arbeiter sagt: Fuck Romania, I`m a good man. I`m not a dog”