Der Gute-Wünsche-Formeln sind gar viele in Rumänien.
Ich wünsche
diesem Land, was mir hier Hunderte von Malen von Menschen und auf
Ortsende-Tafeln gewünscht worden ist: „Drum bun“. Gute Fahrt. Wörtlich: Guter
Weg. Rumänien ist eine grosse Baustelle. Das habe ich auch sehr oft gelesen.
„Drum in lucru“.
Am letzten
Tag in der letzten Stadt sehe ich ein Schild, das ich noch nie angetroffen
habe. „Lass dich nicht auf Bettler ein! Gib ihnen nichts! – Kampagne zur Bekämpfung
der Bettelei“. Und gerade fünf Minuten vorher hat mich ein über 30-Jähriger
angebettelt mit der Begründung, seine Eltern seien tot, er sei allein und müsse
allein zu sich schauen. Weitere Schilder – die üblichen – folgen: Wie weit es
zum nächsten „Kaufland“ sei, dass man für „Lidl“ rechts abbiegen müsse, und
dass „Auchan“ wirklich alles für alle habe.
„Drum bun“
wünsche ich speziell auch Cosmin. Er tingelt jetzt seit bald drei Wochen als
Chauffeur in Frankreich und Deutschland herum. Manchmal lade ich Geld auf sein
Handy, damit er Loredana erzählen kann, dass er Hunger habe und vom Chef
grosszügige 30 Euro für die nächsten Wochen überwiesen bekommen habe. Und damit
er sein weinendes und ihn vermissendes Töchterchen trösten kann. Vorgestern
habe ich den Chef angerufen und ihn gefragt, ob ich Teilhaber der Firma werde,
wenn ich seinem Chauffeur Geld fürs Essen überweise… Etwa so. Er hat
aufgehängt.
Solche
Geschichten haben aber nicht nur den „Oh, ihr lieben, armen Leute“-Aspekt. Dass
Loredana mit Anca zu ihrem Vater geht, weil nichts mehr im Haus ist, ist die
eine Seite. Er lebt in einem armseligen Häuschen und hat ein wenig Kartoffeln
und Kohl. Dass sie aber nach ein paar Tagen nicht mehr klar kommen zusammen und
sie wieder zurück geht, ist die andere Seite: Man ist unfähig, sich gegenseitig
zu unterstützen. Wenn einer etwas hat, ist er willkommen, wenn er etwas
braucht, ist man sich selber am nächsten.
„Helfe in
Not geratenen Familienmitgliedern nicht! Schicke sie weg! – Kampagne zur . . .“
Viele Schilder
stehen neuerdings in Gheorgheni. Um den Zirkus – „meinen Zirkus“ – herum:
„Zirkus bis auf weiteres behördlich geschlossen“
„Arbeiter verlangte nach Monaten einen Lohnanteil“
„Direktion gab nichts“
„Arbeiter ging zur Polizei“
„Steuer- und Arbeitsamt reagieren“
„Zirkus muss wegen Abklärungen schliessen“
„Übrige Arbeiter verlieren dadurch tägliches Taschengeld“
„Klagender Arbeiter musste vor ihnen fliehen“
„Fuhr ohne Geld mit Zug nach Hause“
„Erhält am nächsten Tag 300 Euro überwiesen“
„Erhält auch reuige Telefonanrufe“
„Erhält ebenso Morddrohungen von den Arbeitskollegen“
„Arbeiter sagt: Fuck
Romania, I`m a good man. I`m not a dog”