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Donnerstag, 19. Juni 2014

Nasse Hunde und trockene Fische

Nicht gerade die Karibikinsel-Atmosphäre erwartet mich hinter der rumänischen Grenze.
Das Rolling Sweet Home darf sich in der Garage in Galati erholen. Das Auto fährt allein mit mir 300 km durch die ukrainischen Strassenlöcher nach Odessa. Tricky driving, vor allem, wenn`s Bindfäden vom Himmel schüttet.
Zuerst komme ich kurz durch die Republica Moldova. Moldavien hat hier ein paar Meter Zugang zur Donau und damit zum Schwarzen Meer.
Dann warten die ukrainischen Zöllner auf mich und scheinbar auf Arbeit. Sie nehmen es genau und wollen alles wissen. „Was ist das für ein Medikament?“ „Nivea-Creme, für ein zartes Füdeli.“ „Haben Sie ausser dem Taschenmesser noch andere Waffen dabei?“  „Ja, eine Hanfschnur, aber die rauche ich.“ Im Büro stinkt`s penetrant. Es ist das feucht-traurige Wolfshündchen, das sich einsatzbereit in einer Nische räkelt. Dann darf ich noch einige auf dem Zollgelände verstreute Container von innen besichtigen und erhalte jeweils einen mit dem Lineal abgetrennten Zettel mit einem Stempel drauf, den ich dann im nächsten Container gegen einen andern eintauschen kann. Endlich sagen sie das erlösende "Paka!" (Good-bye) und wünschen eine gute Reise.
Irgendwo gibt`s Frühstück. Einen Filterkaffee und ein Säckli Chips. Die getrockneten Fische lasse ich hängen.
Nach gut der Hälfte der Strecke und des Regens stoppt mich ein Sandsack-Strassenposten: Nette Kampfuniform-MG-Bürschchen erklären mir, ich sei jetzt auf der Transferstrecke durch moldawisches Gebiet. Man händigt mir ein Zettelchen mit Stempelchen aus, das ich nach einigen Kilometern den dortigen Bürschchen wieder abgeben darf.


   
   





Dann bin ich am Ziel, am Eingangstor von Odessa.
Am Eingangsverkehrskreisel von Odessa. Wie erhaben oder unterwürfig muss es früher gewesen sein, vor dem Stadttor zu stehen. Heute haben wir Statt Tore Verkehrsinseln. Kleine, runde Niemandsländer, die, auch ohne ausdrückliches Verbot, niemand betritt. Ausser der (von wem, the hell!) beauftragte Lokalkünstler, damals, als er sein „Kunstwerk“ auf dieser Insel vollstreckte. Geranienbehangene Holzkübel mit Spalier stehenden Stiefmütterchen made by Stadtgärtnerei mögen ja noch durchgehen, aber wie viele Auftragsverbrechen sind auf diesen Verkehrsoasen weltweit schon ausgeführt worden!
Sorry, Ukrainer, ich nehme eure Besorgnis über die Machenschaften des Putemkin`schen (Sch)eitelmännchens ernst, und trotzdem musste ich beim Anblick eures Begrüssungskreisels schmunzeln über das gelungene Aktionskunstwerk:  Rundherum eine Mauer aus weissen Sandsäcken, und von hinten lugen Soldatenhelme hervor. Schmuck und Abwehrsystem all in one. Lasst die Putin-Kerle eine volle Runde drehen und sagt: „Paka! - Packt euch!“