Das Rolling
Sweet Home darf sich in der Garage in Galati erholen. Das Auto fährt allein mit
mir 300 km durch die ukrainischen Strassenlöcher nach Odessa. Tricky driving,
vor allem, wenn`s Bindfäden vom Himmel schüttet.
Zuerst komme
ich kurz durch die Republica Moldova. Moldavien hat hier ein paar Meter Zugang
zur Donau und damit zum Schwarzen Meer.
Dann warten
die ukrainischen Zöllner auf mich und scheinbar auf Arbeit. Sie nehmen es genau
und wollen alles wissen. „Was ist das für ein Medikament?“ „Nivea-Creme, für
ein zartes Füdeli.“ „Haben Sie ausser dem Taschenmesser noch andere Waffen
dabei?“ „Ja, eine Hanfschnur, aber die
rauche ich.“ Im Büro stinkt`s penetrant. Es ist das feucht-traurige Wolfshündchen, das sich
einsatzbereit in einer Nische räkelt. Dann darf ich noch einige auf dem
Zollgelände verstreute Container von innen besichtigen und erhalte jeweils
einen mit dem Lineal abgetrennten Zettel mit einem Stempel drauf, den ich dann im nächsten Container gegen einen andern eintauschen kann. Endlich sagen sie das erlösende "Paka!" (Good-bye) und wünschen eine gute Reise.
Irgendwo gibt`s Frühstück. Einen Filterkaffee und ein Säckli Chips. Die getrockneten Fische lasse ich hängen.
Irgendwo gibt`s Frühstück. Einen Filterkaffee und ein Säckli Chips. Die getrockneten Fische lasse ich hängen.
Nach gut der
Hälfte der Strecke und des Regens stoppt mich ein Sandsack-Strassenposten: Nette
Kampfuniform-MG-Bürschchen erklären mir, ich sei jetzt auf der Transferstrecke
durch moldawisches Gebiet. Man händigt mir ein Zettelchen mit Stempelchen aus,
das ich nach einigen Kilometern den dortigen Bürschchen wieder abgeben darf.
Dann bin ich am Ziel,
am Eingangstor von Odessa.
Am Eingangsverkehrskreisel von Odessa. Wie erhaben oder
unterwürfig muss es früher gewesen sein, vor dem Stadttor zu stehen. Heute
haben wir Statt Tore Verkehrsinseln. Kleine, runde Niemandsländer, die, auch
ohne ausdrückliches Verbot, niemand betritt. Ausser der (von wem, the hell!)
beauftragte Lokalkünstler, damals, als er sein „Kunstwerk“ auf dieser Insel
vollstreckte. Geranienbehangene Holzkübel mit Spalier stehenden Stiefmütterchen
made by Stadtgärtnerei mögen ja noch durchgehen, aber wie viele
Auftragsverbrechen sind auf diesen Verkehrsoasen weltweit schon ausgeführt
worden!
Sorry, Ukrainer, ich nehme eure Besorgnis über die Machenschaften
des Putemkin`schen (Sch)eitelmännchens ernst, und trotzdem musste ich beim
Anblick eures Begrüssungskreisels schmunzeln über das gelungene
Aktionskunstwerk: Rundherum eine Mauer
aus weissen Sandsäcken, und von hinten lugen Soldatenhelme hervor. Schmuck und
Abwehrsystem all in one. Lasst die Putin-Kerle eine volle Runde drehen und
sagt: „Paka! - Packt euch!“