An zentraler
Lage finde ich das Hotel von Katharina II., die der Stadt den zungenschmelzenden
Namen Odessa gegeben hat.
Auch wenn
die Altstadt mit ihren vielen modernen Trink- und Esslokalen (und den überall
laufenden Fussball-Bildschirmen) viel Gemeinsames mit andern Städten hat, ist
sie doch besonders. Sie ist nicht zu gestresst, nicht zu aufgesetzt, nicht zu
lärmig, zu überfüllt. Sie hat immer wieder ruhige Plätze und kleinere Parks. Mit
ihren bequemen Stühlen und Sofas (und Decken für very sommerlich bekleidete
Frauen) laden die Lokale zum Bleiben ein. Die Servierer und -Innen sind
aufmerksam und schwatzen auch mal mit einem. Wie ich die (offensichtlich
legendären) schönen Frauen finde, werde ich gefragt. Lustig: Da schwärmen die
Rumänen von ihren Schönen, die Moldavier sagen, ihre seien noch schöner, und in
der Ukraine erst, sagt Mann, da seien die allerschönsten mit den längsten
Beinen. So wird der Sextourist letztlich im noch ferneren Osten landen, bei den
krummen, weissen Beinchen der Chinesinnen und Japsbanerinnen…
Ich entscheide mich für ein Entenbein. Prima zubereitet, und Belgien führt auf dem grossen Bildschirm mit 2 : 1. Dazu ein georgischer Wein. Später wiegen Trompetenklänge aus einem entfernteren Haus den zufriedenen Reisenden in den Schlaf.
Ich entscheide mich für ein Entenbein. Prima zubereitet, und Belgien führt auf dem grossen Bildschirm mit 2 : 1. Dazu ein georgischer Wein. Später wiegen Trompetenklänge aus einem entfernteren Haus den zufriedenen Reisenden in den Schlaf.
Am Morgen erwacht
er mit Geige. Jemand übt nebenan. Vom Hafen her sind die dumpfen Töne von
Arbeit zu hören.
Zwei Minuten
vom Hotel befindet sich die Potjomkinsche Treppe, die zum Hafen hinunter führt.
Eigentlich ist es umgekehrt gemeint: Dass sie die Ankommenden vom Hafen hinauf zur Stadt führt. Sie ist daher oben weniger breit als unten, was ihr eine imposantere Länge verleiht. Berühmt wurde sie durch einen berühmten Film: Sergej Eisenstein liess in „Panzerkreuzer Potjomkin“ Soldaten auf dieser Treppe auf Arbeiter losgehen. Diese Potjomkin-Revolutionssymbolik gefiel den Sowjets später, nur übersahen sie, dass Potjomkin eigentlich der Name eines Fürsten gewesen war. Und all das ist den heutigen dort positionierten Souvenir- und Kaffeeverkäufern genauso egal wie den auf dem anschliessenden Platz sich treffenden Auto-Idioten, die auf dem fein abgeschliffenen Steinplattenboden ihre aufgemotzten Toyotas und German cars heulende und quietschende Runden drehen lassen.
Eigentlich ist es umgekehrt gemeint: Dass sie die Ankommenden vom Hafen hinauf zur Stadt führt. Sie ist daher oben weniger breit als unten, was ihr eine imposantere Länge verleiht. Berühmt wurde sie durch einen berühmten Film: Sergej Eisenstein liess in „Panzerkreuzer Potjomkin“ Soldaten auf dieser Treppe auf Arbeiter losgehen. Diese Potjomkin-Revolutionssymbolik gefiel den Sowjets später, nur übersahen sie, dass Potjomkin eigentlich der Name eines Fürsten gewesen war. Und all das ist den heutigen dort positionierten Souvenir- und Kaffeeverkäufern genauso egal wie den auf dem anschliessenden Platz sich treffenden Auto-Idioten, die auf dem fein abgeschliffenen Steinplattenboden ihre aufgemotzten Toyotas und German cars heulende und quietschende Runden drehen lassen.
Die Strassen
und ihre Häuserreihen haben eine gewisse Beschaulichkeit. Ob alt und am
Zerfallen oder in renoviertem Zustand – man will stehen bleiben, sie betrachten
und Details entdecken. Auch moderne, gewagte Eingriffe schockieren nicht, wie
zum Beispiel die Glasfassade, in der sich nicht Kälte, sondern ein Baum und ein
alter Balkon mit aufgehängter Wäsche spiegeln.
Ob die
Uferpromenade dem Schwarzen Meer gefällt, ist eine andere Frage. Die
lieblich-ärmlichen Teile mit ihren durch Bäume und kleine Plätze lustwandelnden
Wegen, an denen Bänke und Ramschstände stehen, korrespondieren – fach-dümmlich gesagt
– mit neuen, süss-hässlichen, oversized Life-is-fun-Palästen, in denen sich
Delphine und Menschen mit Kreditkarten tummeln.